Ich hoffe, ich habe hiermit jetzt nicht pauschal Menschen aufgefordert, Straftaten zu begehen…!? ?? Das geht in diesen wahnsinnigen ? Zeiten ja leider ratzfatz. Vermutlich wischen sich inzwischen auch schon recht viele, die weiterhin hysterisch nach noch härteren Ausgangssperren schreien, mangels Klopapier den Hintern bevorzugt mit den Artikeln 1 bis 20 des Grundgesetzes ab? Wie dem auch sei. Anstatt bei Twitter die Nachbarn anzuprangern, weil sie überhaupt noch draußen spazieren gehen, könntet ihr doch nun eine einmalige Gelegenheit nutzen: Da draußen ist derzeit so wenig Kfz-Verkehr unterwegs, wie wohl seit zig Jahren nicht mehr.
Auf meiner heutigen, ca. 75 km langen Runde durch die „ausgangsgesperrte“ Südwestpfalz habe ich vermutlich höchstens um die 100 bis 150 Pkw wahrgenommen. Radfahrer dürften es immerhin so um die 10 gewesen sein; ich war halt auch viel rauf und runter unterwegs.
Selbst auf der B 270 herrschte eine regelrechte, eine schon fast beunruhigende, gespenstische Ruhe. Genau jetzt wäre also der ideale Zeitpunkt, um zu entdecken, dass man auch auf Landes- und Bundesstraßen ohne „Radwege“ prima mit dem Rad unterwegs sein kann. Das Wetter ist zwar leider deutlich frischer und windiger geworden – aber wenn nicht jetzt, wann dann?
Ja, aufgrund des hirnlosen Aktionismus vieler Landes- und Lokalfürsten und -fürstinnen sind sehr viele Menschen verunsichert, ob sie überhaupt noch raus, spazieren gehen oder radfahren dürfen, ohne bis zu 25.000 Euro Bußgeld oder 5 Jahre Knast zu riskieren? Auch deshalb, weil man vielleicht unbewusst einen Kreis oder eine Stadt betritt, in der gerade eine Ausgangssperre gilt. Liest ja auch heute nicht jeder jeden Tag die quasi täglich neu erlassenen Allgemeinverfügungen und Verordnungen durch.
Ja, das ist einfach nur surreal. Ich war heute auch irgendwie froh, als ich wieder die Grenze zu meiner kreisfreien, ausgangssperrenfreien Heimatstadt überquert – und somit das „Seuchengebiet“ Südwestpfalz verlassen hatte, ohne mich bspw. doof von einer Ordnungsamts- oder Polizeistreife anmachen lassen zu müssen.
Wenn ihr euch (und eurer Familie gleich mit…) schon selbst seit Tagen eine „Quarantäne“ verordnet habt und an euch selbst oder euren Kindern eindeutige Anzeichen eines Lagerkollers ausmacht: Geht verdammt nochmal mit ihnen raus und macht eine Radtour; das geht vor allem auf dem Land ohne Probleme, weil ihr da auf zig Kilometern weitestgehend allein sein werdet; Null „Infektionsgefahr“. Ihr seid wahrscheinlich inzwischen genau deshalb so unerträglich, weil ihr es nicht ertragen könnt, dass andere sich ihren Rest an Freiheit nicht nehmen lassen. Und wenn ihr Single seid, keine Kinder habt oder sonst nur in Gruppen fahrt: entdeckt die Vorzüge des Alleine-Radfahrens. Man kann dabei nämlich prima den Kopf freikriegen. Oder sich alternativ ausgiebig Gedanken auch über das machen, was derzeit nicht nur in diesem Land so vor sich geht.
Nebenbei: Gelten Ausgangssperren überhaupt für Menschen, die nicht im entsprechenden Gebiet leben? ? Ich meine, „Ausgehen“ kann ja nur jemand, der dort wohnt. ?
Das via Wikimedia Commons gefundene, dem Beitragsbild zugrunde liegende Foto eines 3D-Prints eines Coronavirus SARS-CoV-2 stammt vom Flickr-Nutzer NIAID und steht unter der Lizenz CC-by-2.0 generic. Von mir wurde die Größe reduziert, das Seitenverhältnis angepasst und ein (gemeinfreies) Zeichen 254 StVO eingefügt.
Es ist ja keine Ausgangssperre sondern ein Betretungsverbot öffentlicher Flächen, noch dazu mit sinnvollen Ausnahmen (Sport bzw. Spazieren allein oder mit Haushaltsangehörigen). Mittlerweile steht die ergänzende FAQ auch auf den Seiten der Landkreise Germersheim und Südliche Weinstraße.
Ich kann die deutschen Entscheidungen und Vorgaben durchaus verstehen und nachvollziehen. Die neue Entscheidung von heute ist demgegenüber ja noch etwas lockerer, weil sie auch den Aufenthalt draußen erlaubt, nicht nur das „zügige Durchschreiten“. Wir leben in Deutschland schon in einem ganz gut organisierten Land mit weitgehend demokratischer Politik. Schau doch mal, was die anderen Länder machen. Bei uns soll es jetzt v.a. um Kontaktvermeidung gehen, aber nicht pauschal um Ausgangssperren. Hier in unserer ländlichen Gegend haben wir es dabei ja sogar noch besonders gut bzw. leicht das einzuhalten.
Ansonsten gebe ich dir Recht: Radfahren waren noch sie so ruhig und von Autos ungestört wie heute. Da ich hätte ich nichts dagegen, wenn das noch eine Weile so bleiben würde (ohne sonstige negativen Folgen). Das Wetter soll ja sonnig bleiben.
Die Kreisverwaltung Südwestpfalz nennt den Wisch ausdrücklich „Ausgangssperre“. Ob man derartige Grundrechtseinschränkungen nun alternativ „Betretungsverbot“, „Ausgangsbeschränkung“ oder „Kontaktverbot“ nennt, ist mir persönlich gleichgültig.
Und Nein, deine Ansicht, dass hier in Deutschland im Wesentlichen alles paletti wäre, teile ich ausdrücklich nicht. Sehr viele werden die wirtschaftlichen Folgen sehr bald spüren. Und diese Menschen werden genauso alleingelassen, wie ich selbst schon seit meinem gescheiterten ÖD-Studium alleingelassen werde. Dies will ich an dieser Stelle jetzt aber nicht näher ausführen. Vielleicht in den kommenden Tagen. 😉 Wenn man den Ländern Österreich, Italien und Spanien folgt. Und damit jeglichen Aufenthalt draußen verbieten – und zum Einkaufen Passierscheine (A 38) benötigen wird. ? Denn das Ende der Salami ist ja noch lange nicht erreicht; siehe bspw. auch nach Bayern.
Ja, wir haben in Deutschland sicher noch genug Probleme (sozial, Wirtschaftslobbyismus usw.), wie auch diese von dir angesprochenen.
Die aktuellen Auswirkungen der Entscheidungen auf die Wirtschaft sind vermutlich die gravierendsten.
Aber man muss nicht alles schlecht machen und den Umgang mit Corona finde ich zumindest grob OK, aber das ist meine persönliche Meinung. Komisch finde ich eher die verschiedenen Alleingänge und Speziallösungen (auch der Kreise hier). Insgesamt habe ich aber den Eindruck, dass die Politik auf den Konsens der wissenschaftlichen Experten hört.
Ich mache aber auch nichts besser, was definitiv nicht gut ist. Es gäbe heute keine „Coronakrise“, wenn man (nicht nur) den Bereich Gesundheit nicht der Kapitalverwertung unterworfen hätte. Der Umgang mit Corona von Seiten der Politik ist darüber hinaus an Dilettantismus nicht zu überbieten. Erst wochenlang beschwichtigt – und nun auch wegen des eigenen Versagens die Grundrechte im Tagesrhythmus auf eine Weise beschränken, wie es in dieser Republik noch nie der Fall war. Alleine die Tatsache, dass quasi täglich irgendetwas neu beschlossen wird, zeigt für mich ein Abbild eines absolut planlosen Hühnerhaufens. Und man darf weiterhin bezweifeln, das Corona wirklich so gefährlich ist, wie es behauptet wird.
Belassen wir es dabei… 😉
Auf Historiker und Juristen ebenso wie auf Psychologen hört man gar nicht, sondern nur auf Virologen, die zumindest manchmal durchblicken lassen, dass sie nicht alles beantworten können, was sich an Fragen aufwirft.
Und ich finde Wissenschaft auch gut, aber nicht alles was unter der Flagge segelt, ist wissenschaftlich. Dafür habe ich zu viel offenkundigen Schritt in den Händen gehabt von Wissenschaftlern, die womöglich das selber wissen, aber der neoliberale Zeitgeist erwartet, dass Unternehmensberater VÖ zählen können. Die gleichen Jungs haben auch mal erklärt, Reserven an Klinikbetten, an Intensivbetten oder gar Schutzkleidung wären überflüssig und sollten just-in-time nachgeliefert werden. Kein Wunder, dass die ach so tollen Berater gerade völlig abgetaucht sind.
Siehe bspw. die Bertelsmann-Stiftung.
SWR: Loreley-Kliniken beraten über endgültige Schließung. Spätkapitalistische Realsatire.